Carlowitz Congresscenter Im Gespräch mit den Architekten
Interview mit der Innenarchitektin Sibylle Kasel
Wir sprachen mit der Innenarchitektin Sibylle Kasel, die mit ihrem Büro KASEL Innenarchitekten Leipzig das Carlowitz Congresscenter Chemnitz gestaltet hat.
Nachdem wir 2018 den Wettbewerb mit der grundlegenden Aufgabenstellung „Nachhaltigkeit“ gewonnen hatten, und den Auftrag zur Umsetzung erhielten, konnte unsere Gestaltungsidee „Metamorphose – Atmosphäre Natur – im gebauten Raum erlebbar machen“ in einer modernen Formensprache unserer Zeit in die Tat umgesetzt werden. Im Gegensatz zur strengen Sechseck-Architektur des denkmalgeschützten Gebäudekomplexes aus den 70er Jahren wurden freie, weiche Formen gewählt. Die Aufmerksamkeit sollte sich in den künftigen Räumen auf die neuen Dinge und die neue Nutzung der Räume richten, dennoch sollte die Wirkung der vorhandenen Strukturen nicht an Kraft und Ausdruck verlieren. Beziehungen zur vorhandenen Architektur, zu den verschiedenen notwendigen funktionalen Abläufen und Einrichtungen konnten damit fast aus jeder Perspektive hergestellt werden. Dadurch konnte die Symbiose zwischen Vergangenheit und Zukunft, zwischen bewährter Tradition und innovativer Vision, welche das Carlowitz Congresscenter Chemnitz in Zukunft fördern will, gelingen. Visionen und neue Gedanken entstehen in freien, entspannten Köpfen, welche nicht in mathematisch, geradlinig umgrenzten Räumen mit kantigen, bizarren Formen möglich wären. Dass wir in der Natur viel besser lernen, leben und entspannen können und kreativer sind, ist wissenschaftlich lange bekannt – deshalb wurden möglichst natürliche Materialien verwendet. „Zurück zur Natur – im Aufbruch zu neuen Visionen!“ ist unsere Intension.
Um Veranstaltungsorte wie diesen zeitgemäß nutzen zu können, mussten die zweckorientierten Bedürfnisse durch multifunktionale Raumgrößen beantwortet werden. Dies wird durch mobile, akustisch wirksame Trennwände, welche elektronisch gesteuert werden, möglich gemacht. Gleichzeitig sind die Möblierungs-, Beleuchtungs-, Belüftungs- und Verschattungsmöglichkeiten absolut multifunktional hergestellt worden.
Zum einen wurden vor allem natürliche Materialien, wie nachwachsendes Holz aus der Region, Stein und Glas eingesetzt. Zum anderen ging es auch darum, für den Zweck der Nutzung möglichst haltbare, wiederverwendbare Materialien einzusetzen. Diese mussten darüber hinaus – für ‚Corona-Zeiten‘ – auch leicht desinfizierbar sein, ohne nach kurzer Zeit die Ausstrahlungskraft zu verlieren. Weiter ist das Thema der Energieeffizienz in alle Überlegungen einbezogen worden.
Dieser begründet sich auf der schon erwähnten Konzept-Idee ‚Metamorphose – Atmosphäre Natur‘: Im Tagungsraum ‚Vulcanus‘, welcher sich direkt neben dem Eingangsfoyer befindet, wird die Explosion der Gedanken abstrakt durch den roten Teppichboden als die heiß austretende Lava dargestellt. Diese Lava fließt dann gestalterisch über die Wände im Tagungsraum wieder ab und sammelt sich am Boden. Sie erkaltet sozusagen in der Entspannungsphase, trocknet optisch im Foyer ab und zeigt sich am Boden als grauschwarze Magma mit organisch weißen Übergangslinien. An der Treppe und beim freistehenden Glasaufzug angekommen, entsteht das neue Leben auf einer abgesenkten, bemoosten Fläche von ca. 65 m² in einer Art „Oase“ unter dem indirekt beleuchteten Glasfußboden.
Die Tatsache, dass in einigen Tagungsräumen übergroße Quellluftgitter von ca. 16-18 m² in den Wänden zum Einsatz kommen mussten, um die notwendige Belüftung herstellen zu können, führte schon im Wettbewerb dazu, aus der Not eine Tugend zu machen. So wurden die dort benötigten Flächen gleichzeitig als Flächen für Kunstwerke ausgewiesen, welche nun die Lüftungsgitter zu Kunstträgern macht.
Schon beim Betreten des Gebäudes werden die Gäste diesen Ort als Raum der modernen, demokratischen Begegnung mit Kunst, Kultur und Wissenschaft wahrnehmen. Sie erleben einen Ort mit positiver Identifikation, Atmosphäre und Wiedererkennung.
Dazu tragen unter anderem die vielfältigen Beleuchtungsmöglichkeiten bei, welche je nach Veranstaltungsart, Tages- und Jahreszeit die Atmosphäre gezielt prägen können. Positive Emotionen werden aber auch durch die Erfüllung der Grundbedürfnisse unterstützt: Eine gute Orientierungsmöglichkeit, kurze Wege, reine Luft, angenehme Wärme, gute Ergonomie, digitale Vernetzung und Bereiche zur Entspannung.
Ein Anbau oder Umbau ist immer viel komplizierter als ein Neubau. Das ursprüngliche Gebäude wurde unter anderen Voraussetzungen, Aufgabenstellungen und technischen Anforderungen vor ca. 50 Jahren gebaut. In diesem Zeitraum haben sich die technischen Anforderungen deutlich verändert in Bezug auf Brandschutzanforderungen, Klimatisierung, Heizung, Elektrifizierung, Interaktivität, elektronische Vernetzung, neue Kommunikations- und Medientechniken, Barrierefreiheit, etc.. All diese Dinge brauchen sehr viel Raum, vor allem Raumhöhen, und sollen meist optisch verschwinden. In den 70er Jahren wurden Räume sehr niedrig gebaut. Mit dem neuen Anbau mussten wir die vorgegebenen Anschlusspunkte aufgreifen. Jeder Zentimeter musste von allen Planungsbeteiligten sehr genau durchdacht werden.
Die spezifischen lateinischen Namen, welche sich vom Hauptthema der Nachhaltigkeit ‚Metamorphose – Atmosphäre Natur‘ ableiten, werden im jeweiligen Raum durch verschiedene künstlerische Wandgestaltungen untersetzt, z. B.: Im Raum ‚Aqua‘ (Wasser) durch den Künstler Rene Seifert aus Berlin, im Raum ‚Terra‘ (Erde) durch die Künstlerin Janina Kracht aus Dresden oder im Raum ‚Radix‘ (Wurzel) durch den Chemnitzer Künstler Peter Kallfels. Insgesamt beteiligten sich sechs Künstler an der Ausgestaltung.
Das war uns besonders wichtig! Das vorhandene architektonische Ensemble, zu welchem auch immer schon das angebaute Hotel-Hochhaus gehört, soll natürlich in Zukunft weiterhin eine optische und funktionale Einheit bilden. Die bisher beim Anbau des Carlowitz Congresscenter Chemnitz eingesetzten Gestaltungsideen waren bereits im Wettbewerb für die angrenzende Stadthalle weiter mit eingeflossen. Sie könnten auch im Hotelkomplex leicht weiterentwickelt werden. Hier sind wir optimistisch, dass diese Ideen im Anschluss weiterverfolgt werden, damit dann später alles harmonisch als Einheit synergetisch zusammenwirkt.
Lichtszenerien können absolut individuell eingestellt werden. Das bedeutet, die gesamten Räumlichkeiten können je nach Veranstaltung gänzlich oder raumweise in weißes, rotes, gelbes, blaues oder grünes Licht getaucht werden. Dabei sind die Helligkeiten, die Farbwärme und Farbintensionen einstellbar.
Wenn wir die in 3D-visualisierten Rederings des Wettbewerbs mit den aktuellen Fotos vergleichen, wurde das angestrebte Ergebnis erstaunlich genau getroffen. Diese neuen, technologischen Möglichkeiten unterstützen unsere Gedanken und Fantasie. Wir haben dadurch mehr Zeit, noch kreativer zu werden und dann auch frühzeitig in den Entwicklungsprozess der Ausführung einzugreifen. Die Zukunft entwickelt sich rasant und wir haben Freude daran, uns ebenfalls weiterzuentwickeln. Bei einem anderen Projekt wurden bereits 3D-Drucker bei der Planung eingesetzt.
Nachdem wir 2018 den Wettbewerb mit der grundlegenden Aufgabenstellung „Nachhaltigkeit“ gewonnen hatten, und den Auftrag zur Umsetzung erhielten, konnte unsere Gestaltungsidee „Metamorphose – Atmosphäre Natur – im gebauten Raum erlebbar machen“ in einer modernen Formensprache unserer Zeit in die Tat umgesetzt werden. Im Gegensatz zur strengen Sechseck-Architektur des denkmalgeschützten Gebäudekomplexes aus den 70er Jahren wurden freie, weiche Formen gewählt. Die Aufmerksamkeit sollte sich in den künftigen Räumen auf die neuen Dinge und die neue Nutzung der Räume richten, dennoch sollte die Wirkung der vorhandenen Strukturen nicht an Kraft und Ausdruck verlieren. Beziehungen zur vorhandenen Architektur, zu den verschiedenen notwendigen funktionalen Abläufen und Einrichtungen konnten damit fast aus jeder Perspektive hergestellt werden. Dadurch konnte die Symbiose zwischen Vergangenheit und Zukunft, zwischen bewährter Tradition und innovativer Vision, welche das Carlowitz Congresscenter Chemnitz in Zukunft fördern will, gelingen. Visionen und neue Gedanken entstehen in freien, entspannten Köpfen, welche nicht in mathematisch, geradlinig umgrenzten Räumen mit kantigen, bizarren Formen möglich wären. Dass wir in der Natur viel besser lernen, leben und entspannen können und kreativer sind, ist wissenschaftlich lange bekannt – deshalb wurden möglichst natürliche Materialien verwendet. „Zurück zur Natur – im Aufbruch zu neuen Visionen!“ ist unsere Intension.
Um Veranstaltungsorte wie diesen zeitgemäß nutzen zu können, mussten die zweckorientierten Bedürfnisse durch multifunktionale Raumgrößen beantwortet werden. Dies wird durch mobile, akustisch wirksame Trennwände, welche elektronisch gesteuert werden, möglich gemacht. Gleichzeitig sind die Möblierungs-, Beleuchtungs-, Belüftungs- und Verschattungsmöglichkeiten absolut multifunktional hergestellt worden.
Zum einen wurden vor allem natürliche Materialien, wie nachwachsendes Holz aus der Region, Stein und Glas eingesetzt. Zum anderen ging es auch darum, für den Zweck der Nutzung möglichst haltbare, wiederverwendbare Materialien einzusetzen. Diese mussten darüber hinaus – für ‚Corona-Zeiten‘ – auch leicht desinfizierbar sein, ohne nach kurzer Zeit die Ausstrahlungskraft zu verlieren. Weiter ist das Thema der Energieeffizienz in alle Überlegungen einbezogen worden.
Dieser begründet sich auf der schon erwähnten Konzept-Idee ‚Metamorphose – Atmosphäre Natur‘: Im Tagungsraum ‚Vulcanus‘, welcher sich direkt neben dem Eingangsfoyer befindet, wird die Explosion der Gedanken abstrakt durch den roten Teppichboden als die heiß austretende Lava dargestellt. Diese Lava fließt dann gestalterisch über die Wände im Tagungsraum wieder ab und sammelt sich am Boden. Sie erkaltet sozusagen in der Entspannungsphase, trocknet optisch im Foyer ab und zeigt sich am Boden als grauschwarze Magma mit organisch weißen Übergangslinien. An der Treppe und beim freistehenden Glasaufzug angekommen, entsteht das neue Leben auf einer abgesenkten, bemoosten Fläche von ca. 65 m² in einer Art „Oase“ unter dem indirekt beleuchteten Glasfußboden.
Die Tatsache, dass in einigen Tagungsräumen übergroße Quellluftgitter von ca. 16-18 m² in den Wänden zum Einsatz kommen mussten, um die notwendige Belüftung herstellen zu können, führte schon im Wettbewerb dazu, aus der Not eine Tugend zu machen. So wurden die dort benötigten Flächen gleichzeitig als Flächen für Kunstwerke ausgewiesen, welche nun die Lüftungsgitter zu Kunstträgern macht.
Schon beim Betreten des Gebäudes werden die Gäste diesen Ort als Raum der modernen, demokratischen Begegnung mit Kunst, Kultur und Wissenschaft wahrnehmen. Sie erleben einen Ort mit positiver Identifikation, Atmosphäre und Wiedererkennung.
Dazu tragen unter anderem die vielfältigen Beleuchtungsmöglichkeiten bei, welche je nach Veranstaltungsart, Tages- und Jahreszeit die Atmosphäre gezielt prägen können. Positive Emotionen werden aber auch durch die Erfüllung der Grundbedürfnisse unterstützt: Eine gute Orientierungsmöglichkeit, kurze Wege, reine Luft, angenehme Wärme, gute Ergonomie, digitale Vernetzung und Bereiche zur Entspannung.
Ein Anbau oder Umbau ist immer viel komplizierter als ein Neubau. Das ursprüngliche Gebäude wurde unter anderen Voraussetzungen, Aufgabenstellungen und technischen Anforderungen vor ca. 50 Jahren gebaut. In diesem Zeitraum haben sich die technischen Anforderungen deutlich verändert in Bezug auf Brandschutzanforderungen, Klimatisierung, Heizung, Elektrifizierung, Interaktivität, elektronische Vernetzung, neue Kommunikations- und Medientechniken, Barrierefreiheit, etc.. All diese Dinge brauchen sehr viel Raum, vor allem Raumhöhen, und sollen meist optisch verschwinden. In den 70er Jahren wurden Räume sehr niedrig gebaut. Mit dem neuen Anbau mussten wir die vorgegebenen Anschlusspunkte aufgreifen. Jeder Zentimeter musste von allen Planungsbeteiligten sehr genau durchdacht werden.
Die spezifischen lateinischen Namen, welche sich vom Hauptthema der Nachhaltigkeit ‚Metamorphose – Atmosphäre Natur‘ ableiten, werden im jeweiligen Raum durch verschiedene künstlerische Wandgestaltungen untersetzt, z. B.: Im Raum ‚Aqua‘ (Wasser) durch den Künstler Rene Seifert aus Berlin, im Raum ‚Terra‘ (Erde) durch die Künstlerin Janina Kracht aus Dresden oder im Raum ‚Radix‘ (Wurzel) durch den Chemnitzer Künstler Peter Kallfels. Insgesamt beteiligten sich sechs Künstler an der Ausgestaltung.
Das war uns besonders wichtig! Das vorhandene architektonische Ensemble, zu welchem auch immer schon das angebaute Hotel-Hochhaus gehört, soll natürlich in Zukunft weiterhin eine optische und funktionale Einheit bilden. Die bisher beim Anbau des Carlowitz Congresscenter Chemnitz eingesetzten Gestaltungsideen waren bereits im Wettbewerb für die angrenzende Stadthalle weiter mit eingeflossen. Sie könnten auch im Hotelkomplex leicht weiterentwickelt werden. Hier sind wir optimistisch, dass diese Ideen im Anschluss weiterverfolgt werden, damit dann später alles harmonisch als Einheit synergetisch zusammenwirkt.
Lichtszenerien können absolut individuell eingestellt werden. Das bedeutet, die gesamten Räumlichkeiten können je nach Veranstaltung gänzlich oder raumweise in weißes, rotes, gelbes, blaues oder grünes Licht getaucht werden. Dabei sind die Helligkeiten, die Farbwärme und Farbintensionen einstellbar.
Wenn wir die in 3D-visualisierten Rederings des Wettbewerbs mit den aktuellen Fotos vergleichen, wurde das angestrebte Ergebnis erstaunlich genau getroffen. Diese neuen, technologischen Möglichkeiten unterstützen unsere Gedanken und Fantasie. Wir haben dadurch mehr Zeit, noch kreativer zu werden und dann auch frühzeitig in den Entwicklungsprozess der Ausführung einzugreifen. Die Zukunft entwickelt sich rasant und wir haben Freude daran, uns ebenfalls weiterzuentwickeln. Bei einem anderen Projekt wurden bereits 3D-Drucker bei der Planung eingesetzt.
Quelle: Presseinformation 12.01.2021 | C³ Chemnitzer Veranstaltungszentren GmbH
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